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In dieser Online-Ausgabe finden sie zusätzliche Informationen für unsere IPA-Ausgabe von Es wird scho glei dumpa.
Für die folgende Edition haben wir uns für eine Transkription in Mittelbairisch mit südbairischen Einflüssen entschieden. Einerseits liegt der Ursprung dieses Liedes im Tiroler Land (Südbairisch) und die älteste uns zugängliche Quelle dieses Liedes von 1912 weist klar auf den südbairischen Ursprung hin. Andererseits wird der Tradition Rechnung getragen, dass dieses Lied im ganzen Alpenraum verbreitet ist und somit auch eine Transkription in Mittelbairisch sinnvoll ist. In der vorliegenden Version dieses Liedes bieten wir daher eine von einem Dialektsprecher des Bairischen nachvollziehbare Lösung an. Grundsätzlich sind aber auch „reinere“ südbairische oder mittelbairische Transkriptionen denkbar.
Freilich stellen Ausgaben im Dialekt in sprachlicher Hinsicht immer einen Kompromiss dar, da es besonders hier viele Aussprachevarianten gibt und man im Gegensatz zu Sprachen noch seltener auf Aussprachstandards zurückgreifen kann. Aufgrund der detailreichen Transkription und reflektierten Auseinandersetzung eines Muttersprachlers des Mittelbairischen wissen wir, dass dieser Kompromiss für Chöre und Sänger*innen und auch für Kenner des bairischen Dialektes zu einem überzeugenden Klangerlebnis führt.
Im Vergleich zu einer Transkription im Deutschen gibt es je nach Textvorlage größere oder kleiner Überschneidungen. Im Regelfall ist jedoch eine systematische Herleitung einer bairischen Aussprache in den meisten Fällen nur schwer möglich, da sich etliche Wörter und Lautkombinationen direkt aus dem Mittelhochdeutschen oder anderen älteren Sprachvarianten ableiten lassen. Um einen leichteren Zugang für die Praxis zu ermöglichen und aufgrund der Überschneidungen mit der deutschen Bühnensprache in vielen Liedern haben wir uns dafür entschieden von der Deutschen Aussprache auszugehen. Im Anschluss daran heben wir die Unterschiede des Mittelbairischen Dialekts zum Deutschen hervor und legen hinsichtlich des jeweiligen Dialekts einen Schwerpunkt auf die besonderen Laute.
Besondere Laute im Bairischen Dialekt¶
Besonders im Bereich der Vokale und Diphthonge sind Unterschiede im Vergleich zu einer standardisierten deutschen Aussprache zu finden. So kann es beispielsweise passieren, dass im Bairischen ein Diphthong gesprochen wird, wo im Deutschen nur ein Vokal gesprochen wird. Die einzelnen Laute sind jedoch im Wesentlichen aus dem Deutschen Lautrepertoire, das oben beschrieben ist, bekannt.
Eine Besonderheit in der Aussprache stellen jedoch die Aussprache der a/å-Vokale. Zu dem vorderen /a/-Vokal, der im Deutschen und Bairischen oft auch zentralisiert wird, gesellen sich die Laute /ɒ/ und /ɑ/. Beim Laut /ɒ/ werden die Lippen gerundet und die Zunge befindet sich hinten und unten im Mundraum. Das bedeutet der Mund ist sehr weit geöffnet und im Vergleich zum vorderen /a/, was aus dem Deutschen bekannt ist, ist die Zungenposition hier näher in Richtung Kehlkopf. Dieselbe Beschreibung gilt für den Laut /ɑ/. Der Unterschied zum /ɒ/ ist, dass beim /ɑ/ keine Lippenrundung vorliegt. Zu diesem Zweck möchten wir hier auch auf die MRI-Aufnahmen von der Universität Glasgow verweisen auf denen die Zungenposition bei der Bildung dieser Laute nachvollzogen werden kann und worauf wir unter „Allgemeine IPA-Einführung“ verlinken.
Teilweise finden sich im Bairischen Liedtext auch andere Schreibweisen im Vergleich zur deutschen Rechtschreibung, die eine Orientierung bieten, jedoch bestimmte Feinheiten nicht auszudrücken vermögen. So wird beispielsweise aus dem deutschen „schon“ ein bairisches „scho“, was jedoch im Vergleich zum Deutschen mit einem geschlossenen /o/-Laut ausgesprochen und gesungen wird, oder auch die Schreibung „Äugal“ oder „Äugerl“ (kleine Augen), wo der Diphthong als /ʔaːe/ zu singen ist. Auch hier gibt es wieder zahlreiche Schattierungen und dialektale Variationen. Als Orientierung kann hier die Audioaufnahme herangezogen werden.
Besonders ist darauf zu achten, dass beim Singen die Konsonanten nicht zu stark aspiriert werden und auch, dass der /s/-Laut auf keinen Fall stimmhaft als [z] ausgesprochen wird. Außerdem kommen ab und zu Silben ohne Vokal vor, die dann auf dem jeweiligen stimmhaften Konsonanten zu singen sind. Es handelt sich hierbei häufig um einen Nasal. Ein Beispiel ist das Wort „lei-dn“ bei dem der im standartdeutschen gebräuchliche Schwa-Laut elidiert wird. Die Aussprache der oben angesprochenen südbairischen Einflüsse unterscheidet sich in einigen Punkten von der mittelbairischen Aussprache und wird vor allem aufgrund von Schreibweisen in der der von uns gewählten Liedtextvorlage gewählt. So gibt es an einigen Stellen aufgrund der Schreibweise mehr gerundete Vokale wie das /œ/ anstatt eines /e/ oder das Wort „net“ für „nicht“ ändert sich zu „nit“.
Kritischer Bericht¶
Da der Fokus dieser Ausgabe auf der korrekten Aussprache beim Singen liegt, ist der kritische Bericht bewusst kurzgehalten. Aus philologischer, musikwissenschaftlicher und linguistischer Sicht sind jedoch einige Grundsatzentscheidungen bei dieser Edition getroffen worden, die wir nicht gänzlich unkommentiert lassen wollen.
Auf eckige Klammern oder Querstriche zur Kennzeichnung einer phonetischen oder phonologischen Transkription wurde zu Gunsten einer Hervorhebung durch einen fetten Text verzichtet.
Betonungen werden anhand von Wortbetonungen beim Sprechen vergeben. Dabei verwenden wir Primär- und Sekundärbetonungen, die sich besonders bei längeren Wörtern nicht unbedingt mit der musikalischen Phrase decken müssen. Akzentuierungen werden nicht angezeigt, ergeben sich aber in aller Regel aus der musikalischen Phrasierung.
Einzelne Silben werden nicht wie üblich durch Interpunktion, sondern durch Bindestriche gekennzeichnet. Analog zum orthographischen Text werden außer den Bindestrichen auch Unterstriche an Wortenden verwendet, um damit das Lesen der Transkription zu erleichtern.
Silbengrenzen werden systematisch verschoben, wenn am Ende einer Silbe innerhalb eines Wortes Konsonanten vorkommen. In diesen Fällen werden diese Konsonanten zu dem Onset, also dem Beginn der darauffolgenden Silbe, hinzugezogen. Von dieser Regel wird nur in Ausnahmefällen, wie bei der Kombination mit äußerst kurzen Notenwerten, abgewichen. Nachvollziehbar wird diese Vorgehensweise besonders in Kombination mit längeren Notenwerten und Melismen, da es ein erklärtes Ziel von vielen Sänger*innen ist, möglichst lang auf sonoren Lauten, wie beispielsweise Vokalen zu verweilen.
Diphthonge werden gänzlich anders übertragen als beim Sprechen, wie Abbildung 3 (siehe »IPA im Deutschen«) zu entnehmen ist. Dabei wird auch Rücksicht darauf genommen, dass beim Singen der erste Vokal des Diphthongs in aller Regel länger gesungen wird als der zweite Vokal bzw. der Übergang/Transition von einem Vokal zum anderen, der in der Transkription nicht bzw. nur unzureichend festgehalten werden kann. Unter anderem durch die oft tiefere Position des Kehlkopfes im klassischen Gesang kann die Übertragung des jeweils zweiten Vokals erklärt werden. Diphthonge im Bairischen weichen häufig von Deutschen Diphthongen ab und die Transkription ist aufgrund der angestrebten Authentizität des Textes oft näher am Sprechen als am Singen. Die Grundsätzliche Idee bei der Transkription bleibt hier aber im Wesentlichen bestehen.
Das »r« im Deutschen kann, wie unter »IPA im Deutschen« bereits beschrieben, auf sehr viele unterschiedliche Arten und Weisen ausgesprochen werden. Aufgrund dieser Komplexität haben wir uns in der Regel für die einfachste Variante, häufig mit tiefem Schwa entschieden. Hier besteht aber oft die Möglichkeit, die Aussprache nach Vorlieben und je nach Interpretation individuell anzupassen. Deshalb sind die Transkriptionen an diesen Stellen als Vorschläge aber nicht als statische Vorschriften für die Aussprache zu beurteilen. In einigen Bereichen Bayerns ist das bairische gerollte vordere [r], also der Trill sehr bekannt. Viele Aussprachen des »r« sind aber durchaus üblich und werden nicht (mehr) als Indikator für einen Nicht-Dialekt-Sprecher gedeutet. Eine Aussprache des »r« als Frikativ sollte im Zusammenhang mit Bairisch allerdings gemieden werden.
Die Aspiration bei Konsonanten wird nicht transkribiert, da sie aufgrund phonologischer Regeln vorhersagbar ist und außerdem beim Singen tendenziell geringer ausfällt als beim Sprechen. Das gilt besonders für solistisches Singen oder für bairische Stücke, wie es hier der Fall ist.
Mit einer Liaison wird an einigen Stellen angedeutet, dass es sich ursprünglich um zwei Wörter handelt, die aber aufgrund der Schreibung oder der Komposition wie ein Wort auszusprechen sind. Ziel ist eine bessere Orientierung in Bezug zur originalen orthografischen Schreibweise.
Die originale Schreibweise des Liedtextes, die der als Vorlage verwendeten Ausgabe entnommen ist, wurde bis auf die angegebene Nasalierung beim »n« beibehalten und nicht normalisiert. Diese Abweichung ist auf den Transkriptionsstil zurückzuführen, die in diesem Fall auf dem Mittelbairischen beruht, wo diese Aussprache unüblich wäre. Wir gehen generell davon aus, dass in älteren Schreibweisen auch Informationen zur Aussprache enthalten sein können, weshalb diese nur behutsam angeglichen wurde.
Die Vortragsanweisungen zu den einzelnen Liedern und auch Angaben wie »ritard.« oder »Im Tempo« im Notentext entsprechen in unserer Ausgabe denen der Vorlage, ihre Schreibung wurde allerdings vereinheitlicht. Der Notentext wurde anhand moderner Notensatzregeln bearbeitet.
In den wenigen Fällen, in denen die Vorlage die Position dynamischer Angaben – insbesondere Gabeln – nicht ganz eindeutig angibt, haben wir sie stillschweigend der Phrasierung angepasst. Triller, Staccati und – eindeutig als solche erkennbare – Akzente entsprechen der Vorlage von 1913.
Die Quelle zeigt am Ende der Partitur folgenden Hinweis des Herausgebers an: "Durch Vermittlung des Herrn Bürgerschullehrers Mar. Margreiter wurde mir dieses zarte Lied mit Angabe des Vorspiels und der volksgemäßen Begleitungs-Instrumente vom alten „Sternsinger“ Eduard Strobl in Hopfgarten mitgeteilt. 1910. - Fr. Kohl."
Deutsche Übersetzung (Standarddeutsch)¶
“Es wird schon gleich dunkel”
Es wird schon gleich dunkel, es wird ja schon Nacht,
Drum komm ich zu dir her, mein Heiland auf d’Wacht.
Wir singen ein Liedlein dem Kindlein, dem kleinen.
Du magst ja nicht schlafen, ich hör dich nur weinen.
Ei, ei, ei, ei, schlaf süß, herzlieb's Kind.
Vergiß jetzt, o Kindlein, dein’ Kummer, dein Leid,
Dass du da musst leiden im Stall auf der Heid’.
Es zier’n ja die Engel dein Krippelein aus,
Möcht’ schöner nicht sein in dem vornehmsten Haus.
Ei, ei, ei, ei, schlaf süß, herzlieb's Kind.
O Kindlein, du liegst dort im Kripplein so schön;
Mir scheint, ich kann niemals von dir dort weggehn.
Ich wünsch’ dir von Herzen die süßeste Ruh’;
Die Engel vom Himmel, die decken dich zu.
Ei, ei, ei, ei, schlaf süß, herzlieb's Kind.
Schließ zu deine Äuglein in Ruh’ und in Fried’
Und gib mir zum Abschied dein’ Segen nur mit.
Dann wird auch mein Schlafen ganz sorgenlos sein,
Dann kann ich mich ruhig aufs Niederleg’n freun.
Ei, ei, ei, ei, schlaf süß, herzlieb's Kind.
Willi Draths (Hrsg.): Fröhliche Weihnacht überall. Beliebte und bekannte Weihnachtslieder ein- und zweistimmig, Gitarre ad lib., Mainz 1964, S. 36.
Weiterführende Literatur¶
Informationen folgen.