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In dieser Online-Ausgabe finden sie zusätzliche Informationen für unsere IPA-Ausgabe von Robert Schumanns Liederkreis, op. 39.

Weitere linguistisch relevante Vorgehensweisen und Entscheidungen sind im Kritischen Bericht zu finden.

Kritischer Bericht

Da der Fokus dieser Ausgabe auf der korrekten Aussprache beim Singen liegt, ist der kritische Bericht bewusst kurzgehalten. Aus philologischer, musikwissenschaftlicher und linguistischer Sicht sind jedoch einige Grundsatzentscheidungen bei dieser Edition getroffen worden, die wir nicht gänzlich unkommentiert lassen wollen.

Auf eckige Klammern oder Querstriche zur Kennzeichnung einer phonetischen oder phonologischen Transkription wurde zu Gunsten einer Hervorhebung durch einen fetten Text verzichtet.

Betonungen werden anhand von Wortbetonungen beim Sprechen vergeben. Dabei verwenden wir Primär- und Sekundärbetonungen, die sich besonders bei längeren Wörtern nicht unbedingt mit der musikalischen Phrase decken müssen. Akzentuierungen werden nicht angezeigt, ergeben sich aber in aller Regel aus der musikalischen Phrasierung.

Einzelne Silben werden nicht wie üblich durch Interpunktion, sondern durch Bindestriche gekennzeichnet. Analog zum orthographischen Text werden außer den Bindestrichen auch Unterstriche an Wortenden verwendet, um damit das Lesen der Transkription zu erleichtern.

Silbengrenzen werden systematisch verschoben, wenn am Ende einer Silbe innerhalb eines Wortes Konsonanten vorkommen. In diesen Fällen werden diese Konsonanten zu dem Onset, also dem Beginn der darauffolgenden Silbe, hinzugezogen. Von dieser Regel wird nur in Ausnahmefällen, wie bei der Kombination mit äußerst kurzen Notenwerten, abgewichen. Nachvollziehbar wird diese Vorgehensweise besonders in Kombination mit längeren Notenwerten und Melismen, da es ein erklärtes Ziel von vielen Sänger*innen ist, möglichst lang auf sonoren Lauten, wie beispielsweise Vokalen zu verweilen.

Diphthonge werden gänzlich anders übertragen als beim Sprechen, wie Abbildung 3 (siehe »IPA im Deutschen«) zu entnehmen ist. Dabei wird auch Rücksicht darauf genommen, dass beim Singen der erste Vokal des Diphthongs in aller Regel länger gesungen wird als der zweite Vokal bzw. der Übergang/Transition von einem Vokal zum anderen, der in der Transkription nicht bzw. nur unzureichend festgehalten werden kann. Unter anderem durch die oft tiefere Position des Kehlkopfes im klassischen Gesang kann die Übertragung des jeweils zweiten Vokals erklärt werden.

Das »r« im Deutschen kann wie unter »IPA im Deutschen« bereits beschrieben auf sehr viele unterschiedliche Arten und Weisen ausgesprochen werden. Aufgrund dieser Komplexität haben wir uns in der Regel für die einfachste Variante, häufig mit tiefem Schwa entschieden. Hier besteht aber häufig die Möglichkeit, die Aussprache nach Vorlieben und je nach Interpretation individuell anzupassen. Deshalb sind die Transkriptionen an diesen Stellen als Vorschläge aber nicht als statische Vorschriften für die Aussprache zu beurteilen.

Die Aspiration bei Konsonanten wird nicht transkribiert, da sie aufgrund phonologischer Regeln vorhersagbar ist und außerdem beim Singen tendenziell geringer ausfällt als beim Sprechen. Das gilt besonders für solistisches Singen, wie es hier der Fall ist.

Mit einer Liaison wird an einigen Stellen angedeutet, dass es sich ursprünglich um zwei Wörter handelt, die aber aufgrund der Schreibung oder der Komposition wie ein Wort auszusprechen sind. Ziel ist eine bessere Orientierung in Bezug zur originalen orthographischen Schreibweise.

Die originale Schreibweise des Liedtextes, die der als Vorlage verwendeten Ausgabe entnommen ist, wurde beibehalten und nicht normalisiert. Wir gehen generell davon aus, dass in älteren Schreibweisen auch Informationen zur Aussprache enthalten sein können, wie in dieser Ausgabe beispielsweise die Verwendung von »th« statt einfachem »t«, die für eine stärkere Aspiration der Konsonanten sprechen könnte. So wurde auch die originale Schreibweise von »Gross« (T. 17, Nr. 3 »Waldesgespräch«) beibehalten.

Die Vortragsanweisungen zu den einzelnen Liedern und auch Angaben wie »ritard.« oder »Im Tempo« im Notentext entsprechen in unserer Ausgabe denen der Vorlage, ihre Schreibung wurde allerdings vereinheitlicht. Der Notentext wurde anhand moderner Notensatzregeln bearbeitet: Vorschläge erscheinen stets mit Bindebogen, und Triolen sind – sofern nicht alle drei Noten unter einem Balken stehen – mit einer Triolenklammer ausgezeichnet. Noten im Kleinstich sind der Vorlage entnommen und zeigen Alternativen an.

In den wenigen Fällen, in denen die Vorlage die Position dynamischer Angaben – insbesondere Gabeln – nicht ganz eindeutig angibt, haben wir sie stillschweigend der Phrasierung angepasst. Triller, Staccati und – eindeutig als solche erkennbare – Akzente entsprechen dem Whistling-Druck von 1850.

Kommentare:

Weiterführende Literatur

Die folgende Auswahl einschlägiger Literatur dient dazu sich ein detaillierteres Bild zu Robert Schumanns Liedschaffen und insbesondere seinen Liedzyklen verschaffen zu können. Im Wesentlichen wurden trotz des deutlichen Überhangs deutschsprachiger Forschungsergebnisse zu etwa gleichen Teilen Beiträge aus dem englischsprachigen Bereich berücksichtigt, so dass die vorliegende Liste auch für Fremdsprachige von Interesse sein dürfte.

Einen Überblick über Robert Schumanns Liedschaffen im Allgemeinen bietet:

  • Tewinkel, Christiane: »Lieder«, in: Schumann Handbuch, hrsg. von Ulrich Tadday, Stuttgart/Kassel 2006, S. 400-457 (ISBN: 978-3-476-01671-3).

Für einen Überblick über den Liederkreis op. 39 eignen sich besonders folgende Artikel und Monografien:

  • Andraschke, Peter: »Liederkreis nach Joseph Freiherrn von Eichendorff für eine Singstimme und Klavier op. 39«, in: Robert Schumann: Interpretationen seiner Werke, Bd. 1, hrsg. von Helmut Loos, Laaber 2005, S. 205-213 (ISBN: 978-3-89007-447-4).

  • Brinkmann, Reinhold: Schumann und Eichendorff: Studien zum Liederkreis Opus 39 (= Musik-Konzepte 95), München 1997 (ISBN: 978-3-88377-522-7).

  • Ferris, David: Schumann’s Eichendorff Liederkreis and the genre of the romantic cycle, New York 2001 (ISBN: 978-0-19-512447-7).

  • Knaus, Herwig: Musiksprache und Werkstruktur in Robert Schumanns »Liederkreis«: mit dem Faksimile des Autographs, München 1974 (ISBN: 978-3-87397-029-8).

Weiterführende Titel, die sich mit Spezialfragen hinsichtlich Schumanns Eichendorff-Liederkreises beschäftigen:

  • Andraschke, Peter: »Schumann und Eichendorff. Zur Rezeption von Schumanns Liederkreis op. 39«, in: Schumann und seine Dichter: Bericht über das 4. Internationale Schumann-Symposion am 13. und 14. Juni 1991 im Rahmen des 4. Schumann-Festes, Düsseldorf (= Schumann Forschungen 4), hrsg. von Matthias Wendt, Mainz 1993, S. 159-172 (ISBN: 3-7957-0238-0).

  • Finson, Jon W.: »The Intentional Tourist: Romantic Irony in the Eichendorff Liederkreis of Robert Schumann«, in: Schumann and his world, hrsg. von R. Larry Todd, Princeton (NJ) 2014, S. 156-170 (ISBN: 978-0-6916-0702-3).

  • Mosley, David L.: Gesture, sign, and song: an interdisciplinary approach to Schumann’s Liederkreis opus 39, New York u.a. 1990 (ISBN: 978-0-8204-1102-6).

  • Taylor, Benedict: »Absent Subjects and Empty Centers«, in: 19th-Century Music 40/3 (2017), S. 201-222 (ISSN: 15338606).