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In diesem Online-Bereich finden sie zusätzliche Informationen zu unserer IPA-Ausgabe von Hanna Havrylets' Молитва (mo'lɪtʋɐ / Gebet).
Kritischer Bericht¶
Die IPA-Transkription wurde durch Fettdruck hervorgehoben, wodurch eckige Klammern oder Schrägstriche, die normalerweise eine phonetische oder phonologische Transkription kennzeichnen, weggelassen werden konnten.
Primäre und sekundäre Betonungen werden entsprechend den Betonungen in gesprochenen Wörtern zugeordnet. Sie müssen nicht unbedingt mit der musikalischen Phrase übereinstimmen. Akzentuierungen werden nicht angegeben, ergeben sich aber in der Regel aus der musikalischen Phrase.
Silben werden nicht wie üblich durch Satzzeichen, sondern durch Bindestriche gekennzeichnet. Wie im orthografischen Text verwenden wir auch hier einen Unterstrich an den Wortenden, um die Lesbarkeit der Transkription zu erleichtern.
Wenn Konsonanten am Ende einer Silbe in der Mitte eines Wortes auftreten, werden sie systematisch an den Anfang der folgenden Silbe verschoben. Von dieser Regel wird nur in Ausnahmefällen abgewichen, etwa bei der Kombination mit sehr kurzen Notenwerten. Besonders nachvollziehbar wird dieses Vorgehen in Verbindung mit längeren Notenwerten und Melismen: Viele Sänger*innen sind bestrebt, so lange wie möglich auf sonoren Klängen wie Vokalen zu verweilen.
Dieser kritische Bericht stellt keine vollständige Beschreibung der ukrainischen Phonologie und Phonetik dar. Einige Punkte des vorangegangenen Kapitels bedürfen jedoch weiterer Kommentare zu einigen grundlegenden philologischen Entscheidungen.
Das erste Detail, das geklärt werden muss, ist das Phänomen der Semi-Palatalisierung. Die Palatalisierung von Labialen /bJ, ʋJ, mJ, pJ, fJ/, Velaren /ɡJ, kJ, xJ/, Glottalen /ɦJ/, und Postalveolaren /ʒJ, ʧJ, ʃJ, ʤJ/ ist recht schwach. In verschiedenen Quellen werden sie als semi-palatalisiert, halb-weich, halb-weich oder halb-palatalisiert bezeichnet. Im Grunde handelt es sich dabei um die Allophone der entsprechenden harten Konsonanten, nicht aber um die separaten Phoneme. Der Unterschied zwischen diesen Allophonen und den harten Phonemen ist zwar nicht so wichtig, wenn sie vor /i/ stehen, aber er ist äußerst wichtig, wenn diese Konsonanten vor jotierten Vokalen ohne Apostroph stehen. Da IPA kein spezielles Zeichen für die Halbpalatalisierung kennt, werden diese Allophone in unseren Ausgaben mit einem hochgestellten punktlosen »j«, z. B. /pJ/, dargestellt, um sie von den palatalisierten Phonemen zu unterscheiden. Wir folgen damit einem Vorschlag von Buk et al. (2006).
Vokale und ihre Allophone bedürfen ebenfalls einer weiteren Erklärung. Im Ukrainischen gibt es sechs Vokalphoneme. Sie sind /ɑ, ɛ, ɪ, i, ɔ, u/. Obwohl es im Ukrainischen keine phonemische Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen gibt, gibt es dennoch einen Unterschied in der Aussprache von Vokalen in betonten und unbetonten Positionen. Wie Sie vielleicht in Abbildung 1 (Kapitel »IPA im Ukrainischen«) gesehen haben, sind die unbetonten Vokale eher zentralisiert. Das Phonem /ɑ/ in unbetonter Lage wird mit dem Allophon [ɐ] dargestellt, /ɔ/ mit dem Allophon [o] und /u/ mit dem Allophon [ʊ]. Das Hauptproblem besteht darin, den Unterschied zwischen unbetontem /ɛ/ und /ɪ/ zu definieren. In unseren Transkriptionen würden wir in beiden Fällen das Allophon [e] verwenden, da dies der richtige Weg zu sein scheint, diesen Laut darzustellen. Außerdem wird dieser Weg in den meisten Texten, die diesem Thema gewidmet sind, vorgeschlagen. Mehr über ukrainische Vokale und ihre Allophone können Sie in »Ukrainian vowel phones in the IPA context« von Maksym Vakulenko nachlesen.
Eine Besonderheit des Ukrainischen sind Geminaten, d. h. verlängerte Konsonanten, die durch das Zusammentreffen zweier identischer Konsonanten auch über Silbengrenzen hinweg gebildet werden können und vor allem beim Singen beachtet werden müssen. Laut Bratishko (2018) ist eine Geminate »im Gesang besonders wichtig, da sie eine der Möglichkeiten darstellt, Emotionen und Gefühle durch den Text auszudrücken und eine überzeugende Darbietung zu bieten.«
Intonationsmerkmale und logische Akzente werden meist durch den literarischen Text des Liedes vorgegeben. So sollte die Aussprache von Vokalphonemen, die sich durch maximale Länge im Gesang auszeichnen, immer den spezifischen Anforderungen der musikalischen Phrase entsprechen. Konsonanten und notierte Phoneme hingegen werden eher unmittelbar und explosiv ausgesprochen. Um die musikalische Phrase nicht zu stören, müssen Konsonanten (und iotierte) schnell ausgesprochen werden, wobei die Regeln für die Aussprache offener Silben zu beachten sind. Nach diesen Regeln gibt es im Gesang keine so genannten »geschlossenen« Silben. Das bedeutet, dass Silben im poetischen Text eines Liedes nicht durch einen Konsonanten (Phonem) »geschlossen« werden dürfen. Wenn es eine solche Silbe gibt, muss sich der Konsonant, der sie »abschließt«, beim Singen mit der nächsten Silbe verbinden. Um es einfacher zu machen, werden solche Konsonanten in unseren Ausgaben automatisch auf die folgenden Silben verschoben.
Deutsche Übersetzung¶
Deutsch
Heiligste Mutter Gottes, erhöre uns!
Heiligste Mutter Gottes, sei unser Schutz!
Hilf uns mit deiner allmächtigen Hand
die Feinde zu besiegen, die uns angreifen.
Heiligste Mutter Gottes...
Original
Пресвятая Богородице вислухай нас.
Пресвятая Богородице, будь нам заступницею.
Всесильною Твоєю рукою допоможи нам, допоможи нам перемогти ворогів, що напали на нас.
Пресвятая Богородице...
Weiterführende Literatur¶
Olena Bratishko: »The Art Songs of Kyrylo Stetsenko: Ukrainian Lyric Diction Guide« (2018). Electronic Thesis and Dissertation Repository. 5762 (online verfügbar: https://ir.lib.uwo.ca/etd/5762).
Maksym Vakulenko: »Ukrainian vowel phones in the IPA context«, in: GOVOR 35/2 (2018), S. 189-213 (online verfügbar: https://hrcak.srce.hr/file/313164).
T.P. Sukhomlinova: »Choral creativity by Hanna Havrylets as a symbol of the togetherness of Ukraine (on the example of the musical and stage action ›We will sow the Golden Stone‹)«, in: Aspects of Historical Musicology 17/17 (2019), S. 44-59.
Maryna Varakuta: »Traditions of Choral Concert in the Psalmody of H. Havrylets«, in: National Academy of Managerial Staff of Culture and Arts Herald 4 (2019), S. 112-116 (online verfügbar, DOI: https://doi.org/10.32461/2226-3209.4.2019.191343).
Tetiana Maskovych: »Instrumental Music as an Element of Education in the Child’s Inner World: Example of the Chamber Cantata A View into the Childhood by Hanna Havrylets«, in: Roczniki humanistyczne 69/12 (2021), S. 245-250 (online verfügbar, DOI: https://doi.org/10.18290/rh216912-16).